Workcamp 31.07.-11.08.2011
31.07.
Anreisetag mit Problemen. Der Leihbus ist nicht rechtzeitig am Flughafen Riga und wir kommen viel zu spät in Aizpute an. Die Leiterin vom Museum, Jolanta Berga, empfängt uns und löst alle Probleme, die durch unsere Verspätung entstanden sind. In der Dunkelheit machen wir noch einen ersten Rundgang über den Friedhof. Gegenüber der Besichtigung im Frühjahr hat die Vegetation enorm zugenommen. Es sind kaum Gräber erkennbar.
01.08.
Zunächst begrüssen uns Vertreter der Stadtverwaltung. Es ist offenkundig, dass man sich sehr über unser Camp freut. Es sind auch vier lettische Studenten aus Aizpute da, die das Camp begleiten werden. Alle vier kannten den Friedhof nicht. Wir machen eine erste Bestandsaufnahme, soweit das bei dem „Urwald“ überhaupt möglich ist. Es gibt zwei grössere Gräberfelder, unten rechts und hinten links. Darüber hinaus verstreut viele Gräber, teils in kleinen Gruppen. Es überrascht die Artenvielfalt der Gräber und Grabsteine. Um einen Überblick zu bekommen, werden verschiedene Schneisen in den Friedhof geschlagen. Wir werden zeitlich keine Chance haben, alles rauszuschneiden, was eigentlich rausgeschnitten werden müsste. Ein Problem ist, dass wir zunächst keine Macheten auftreiben können.
Ansonsten das erste Camp, auf dem wir wirklich genug Werkzeug haben, um alle Mitarbeiter voll zu beschäftigen. In der Mitte des Friedhofs gibt es eine Bodenvertiefung, die von Grösse und Aussehen stark an das Kindergrab von Gostini erinnert. Hier ist zu klären, ob auch in Aizpute Erschiessungen – vielleicht mit ähnlicher Geschichte – auf dem Friedhof stattgefunden haben.
Am Eingang werden wir ein Tor gestalten und mindestens zu beiden Seiten des Weges einen Zaun anlegen. Wir kommen gut mit den Rodungsarbeiten voran. Trotzdem ist am Ende des Tages klar, dass wir nicht alles schaffen werden, aber dass wir das große Gräberfeld rechts unten in jedem Fall fertig machen werden und dann entscheiden, was wir noch tun können.
02.08.
Der Mann mit der Motorsäge ist pünktlich da und ein grosses Feld zwischen den beiden Schneisen kann freigeschlagen werden. Nach der Arbeitspause müssen fast alle Gestrüpp und Stammreste heraustragen. Man kann auch jetzt vom oberen Teil die vielen Gräber im unteren Teil nicht sehen, aber die freie Fläche lenkt den Schritt in die richtige Richtung. Das soll ein breiter Weg unterstützen. Der untere Teil wird Sektor A. Die einzelnen Gräber werden nach Reihe und Platz ausgehend von dem Endpunkt des künftigen Weges markiert (die Zahl vor dem Punkt nennt die Reihe, die Zahl danach das exakte Grab. Die Doppelgräber werden mit a und b bei gleicher Zahl unterschieden. Es gibt in diesem Teil viele Gräber, die sowohl Deutsch als auch Hebräisch beschriftet sind. Friedhofsüblich scheint zu sein: Deutsch in Blickrichtung Osten, Hebräisch in Blickrichtung Westen. Umgefallene bzw. umgeworfene Steine werden wir nach dem Prinzip aufstellen.
Eine erste Beobachtung: die Aufschriften unterscheiden sich sowohl in der Menge der Informationen als auch im Inhalt, z.B. Beispiel heisst ein Adolf Bernitz laut jüdischer Aufschrift Mosche Bernitz. Zwei Deutsche erscheinen, die in Aizpute seit 30(?) Jahren Urlaub machen. Sie haben den Friedhof gefunden und die Aufstellung eines Schildes veranlasst. Sie haben auch immer wieder gedrängt, dass der Friedhof in Ordnung gemacht werden soll. Außserdem erscheint der Bürgermeister und die für Baufragen Verantwortliche, um sich nach dem Stand der Arbeiten zu erkundigen und zu fragen, was wir brauchen.
Im Sektor, in dem heute vor allem gearbeitet wird, A scheint Vandalismus eine Rolle gespielt zu haben. Es sind sowohl Steine umgeworfen, als auch beschriftete Metallplatten als Grabsteine entwendet worden, bzw. die Versuche sind noch zu sehen. Die Metallplatten stehen vor Gräbern, die Stein-Grabsteine haben. Wir gehen davon aus, dass die Platten geklaut werden sollten, aber der Weg bis zum Eingang zu mühsam war. Es wird etwas schwierig Orte zu finden, an die diese Platten gehören. Es wird aber eine „Mode“ gewesen sein, sodass wir nicht auf dem ganzen Friedhof suchen müssen. Ca. 25 Gräber im Sektor A werden gereinigt und drei Grabsteine werden wieder aufgestellt. Wie in den Vorjahren werden wir nicht alle Grabsteine wieder aufstellen. Wir werden auch nicht alle Steine auf die vorgesehenen Sockel stellen können, weil die Sicherheit der Besucher nicht gewährleistet ist.
Wir finden in der Tankstelle einen Nachbarn, der bereit ist unser Werkzeug über Nacht verschlossen zu lagern. Das spart die zusätzlichen Fahrten der Werkzeuge. In der Mitte des Friedhofs gibt es einen Gedenkstein, der besagt, dass der Friedhof von 1795 bis 1941 betrieben wurde. Der Rundweg vom Sektor A geht tatsächlich bis zur Südost-Ecke (dort ist ein Grenzstein) des Friedhofs.
Die Vermutung der Erschiessungen auf den Friedhof wird von der Leiterin des Museum betroffen zur Kenntnis genommen. Sie hat davon bisher nichts gehört, hält es aber für möglich. Die Vermutung soll baldmöglichst publiziert werden mit der Bitte, dass sich Personen melden, die dazu etwas sagen können.
03.08.
Wieder ein Tag mit Unterstützung durch lettische Jugendliche. Es kommen jetzt auch Freunde der anfangs Beteiligten. Wir beginnen mit dem Zaun im Eingangsbereich und der wird auch fertig. Morgen folgt dann noch der Torbogen. Im Sektor A werden weiter Gräber gesäubert (fast bis zum Rand der bisherigen Karte) und sechs Grabsteine werden aufgerichtet. Dazu müssen zum Teil neue Fundamente gemacht werden. Ein zerbrochener Stein wird repariert. Der Weg zum Sektor A wird bis zur Hälfte fertig. Es wird schwer werden, die Karte fertig zustellen, wenn die Vegetation nicht freigeräumt ist. Gegebenenfalls machen wir zunächst nur die Karte für die fertigen Teile. Bis zur Reihe 4 sind fast vollständige Grabreihen zu finden. In den Reihen darüber sind es nur einzelne Steine. In der Lücken in den Reihen 1-3 sind offensichtlich unter der Erde Fragmente vorhanden. Im Bereich von Stein 1.15 finden wir tatsächlich zufällig ein solches. Das verfallen Haus in Reihe 5 muss genauer untersucht werden. Es gibt die Vermutung, dass in diesem Haus die Toten für die Beerdigung vorbereitet wurden. Jedenfalls scheinen die Trümmer nahe zulegen, dass das Haus grösser als die beiden anderen gewesen ist. Das Fernsehen kommt und macht Aufnahmen und Interviews. Sie erleben die Sichtbarmachung von verwitterten Inschriften und das Aufstellen eines Steines (http://www.youtube.com/watch?v=_DIfjJPVsSg). Außerdem kommen vier Deutsche, die ihre Ferien hier verbringen. Mit den vier Deutschen kommt ein alter Lette, der erzählen kann, dass vor etwa 20 Jahren Arbeiten am Friedhof von einem Israeli bezahlt wurden. Damals wurde der Zugang über den Bach geschaffen und es wurde der Teil links dieses Zugangs freigeschlagen. Dann war das Geld ausgegeben. Über Erschießungen auf dem Friedhof kann er nichts berichten, aber dass es ausser der großen Erschiessung im Sommer (etwa ein Kilometer weiter) während des ganzen Jahres 41 immer wieder Erschiessungen in kleinen Gruppen gegeben hat (bis Dezember 41).
04.08.
Der Mann mit der Kettensäger ist wieder da und legt noch einmal einen großen Teil der großen Bäume um, aber wir haben noch Arbeit für einen Tag für ihn. Der Weg wird bis unten fertig. Wir nutzen die vielen Baumstämme zur seitlichen Abgrenzung. Das Tor wird ebenfalls fertig. Wir überlegen, ob wir die Einfahrt für Autos blockieren sollen. Dagegen spricht, dass es ausserhalb fast keine Parkmöglichkeiten gibt. Wir richten fünf weitere Grabsteine auf. Grosse Schwierigkeiten bereiten die Steine innerhalb einer Umzäunung. Einige Steine sind zu schwer (geschätzt 800kg), um sie wieder auf die Sockel zu stellen. Sie werden vor den entsprechenden Gräber platziert. Hinter den bisher nummerierten Steinen wird ein grosser Stein mit ungewöhnlicher Gestaltung (Bildmotive und Text) aufgerichtet. Dieser Stein war offensichtlich mit rot/orangen Buchstaben versehen. Es gibt im Sektor A mindestens zwei Steine, mit gold hinterlegter Schrift.
Entgegen der bisher gefundenen Steine, finden wir Steine mit umgekehrter Beschriftung: also deutsch in Blickrichtung West und hebräisch in Blickrichtung ost. Das obere verfallene Haus ist entgegen der gestrigen Beobachtung auch ein Grabhaus. In dem Feld oberhalb von Sektor A finden wir einen zerbrochenen Stein, der knapp unter der Erde liegt. Ebenso einen Deckel, dessen Bedeutung uns unklar ist. Leider ist nicht genug Zeit, um gezielt nach Steinen zu suchen. Das werden wohl Zufallsfunde bleiben. Die Reste eines gefällten Baumes eignen sich als Sitzmöbel. Wir werden sie in Kreisform am Eingang aufstellen, damit sie späteren Besuchern eine Sitzmöglichkeit geben. Ein kleines Problem ist die Unterbringung der rausgeschnittenen Vegetation. Es ist einfach zu viel. An den Rändern türmen sich die Berge inzwischen 1,50 m hoch. Zwei Deutsche bringen uns Wassermelonen als Dankeschön.
05.08.
Der Rundweg wird unten im Sektor A angefangen und ein neuer Stichweg zur Mitte des Friedhofs wird angelegt. Wieder werden sechs Steine aufgerichtet. Bei diesen Arbeiten werden Steine, bzw. Grabplatten unter der Erde gefunden. Die Steine sind zum Teil zerbrochen und es fehlen zum Teil Stücke. Wir sind guter Zuversicht, dass wir die fehlenden Teile finden können. Die Teile wie auch umgefallenen Steine belegen eindeutig, dass auf dem Friedhof Vandalismus stattfand. Es ist auch davon auszugehen, dass Steine entwendet wurden. Wir finden einen Stein, der auf der einen Seite in russisch und auf der anderen in hebräisch verfasst ist. Viele Steine hatten zumeist runde Einsätze (ähnlich wie heute Fotos angebracht werden). Was in diesen Vertiefungen war, ist bisher unbekannt. Es ist noch nicht die Zeit für Übersetzungen, aber es fällt zufällig ein Stein auf, der in Jiddisch mit hebräischen Buchstaben geschrieben ist. Das vierte Grabhaus in der Mitte des Friedhofs werden wir zum Teil aufmauern. Wir beginnen im unteren Teil des Sektors A mit der Bilddokumentation und der dauerhaften Nummerierung der Steine.
06.08.
Wir legen das vermutliche Massengrab frei. Es ist etwas kleiner als ursprünglich gedacht, könnte aber für 6-10 Personen gereicht haben. Um das zu verifizieren, müsste man es aufnehmen. Das wird frühestens in einem späteren Camp erfolgen können. Es werden drei weitere Steine aufgerichtet und für vier gefundene Steine bzw. Platten die Orte bestimmt. Zwei Steine bereiten Probleme, weil sie einen festen grossen Sockel haben und entsprechend viel freigemacht werden muss, um sie aufzurichten. Zwei der Metallplatten (beide um 150 Jahre alt) sind so verrostet, dass sie mit Stahlbürste und Hammer bearbeitet werden müssen, um die Schrift einigermassen zu erkennen. Die dauerhafte Nummerierung wird fortgesetzt. Zwischen der Reihe 8 und der nächsten Reihe liegt soviel Platz, dass dort eine weitere Reihe sein könnte. Deshalb lassen wir die Reihe 9 für mögliche spätere Funde aus und nummerieren weiter mit Reihe 10. Wie wir verfahren, wenn später in den nummerierten Reihen weitere Steine finden, ist ungeklärt. Ein grösserer Stein in der Nähe des vierten Hauses erweist sich als Feldstein. Wir finden ein 5-stelliges Grab (das bisher grösste Gemeinschaftsgrab, was wir gesehen haben), links ein Grabstein mit umfangreichem Text, daneben Reste von vier abgebrochenen Metallplatten. Das Grab war gesäumt von 6 Steinsäulen, die durch eine Kette verbunden waren. Wir finden auch einen Teil der Befestigung und der Kette. Des weiteren wird Vegetation anschliessend an die bisherigen Felder ausgeschlagen und herausgebracht. Angesichts der schon gerodeten Fläche macht das nicht viel her. Die zwei Deutschen (Gerda und Oswald) aus Schleswig-Holstein besuchen uns vor ihrer Abreise noch einmal. Regen unterbricht die Arbeiten etwa eine Stunde vor der Mittagspause.
07.08.
Ruhetag. Nach dem Gottesdienst erzählt ein älterer Herr, dass vor sechzig, siebzig Jahren noch überwiegend deutsch in Hasenpoth gesprochen wurde. Das erklärt sicher, warum im Verhältnis zu anderen Friedhöfen auf so vielen Grabsteinen deutsch als Sprache vorhanden ist.
08.08.
Wir schlagen weiter Vegetation heraus, sodass vom Eingang aus rechts alles frei wird. Der Rundweg wird genauso weit gezogen. Ein grosser Teil der Zeit geht auf das Heraustragen der Vegetation. In dem neu freigeschlagenen Teil werden vier Grabsteine unter der Erde gefunden und aufgerichtet. Einer im Eifer der Arbeit leider in einer etwas falschen Richtung. Das sollte noch korrigiert werden. Die Gräber in diesem Bereich liegen in Richtung Osten, d.h. in dem Bereich, in dem wir angefangen haben liegen sie eher in Richtung Süden. Man hat die Grab-Reihen nicht nach der Himmelrichtung angepasst, sondern an den Rundweg. Man könnte vermuten, dass der nach Osten ausgerichtete Teil der ältere ist und der Friedhof dann am Rundweg entlang erweitert wurde. Das lässt sich durch die Grabsteine aber nicht belegen. Die Suche nach Grabplatten von dem fünfstelligen Grab endet anders als angenommen. Im Umfeld der Grabes ergeben sich keine Funde, aber im Bereich von Reihe vier gibt es eine lose Grabplatte, die aufgrund der Bruchstelle auf das B-Felde des fünfstelligen Grabes passen würde. Und der Familienname „Danziger“ findet sich sowohl auf dem Grabstein, als auch auf der Grabplatte. Im nicht bearbeiteten Teil des Friedhof findet sich ein Stein, der der Aufschrift nach ein Todesdatum 1780 aufweist, also 15 Jahre vor der bisherigen Annahme.
Am Nachmittag erhalten wir die CD mit den Bildern von Oswald und Gerda. Auf den Bildern ist zu sehen, dass der linke Teil des Friedhofs 2007 in dem Zustand war, indem wir jetzt den fertigen Teil haben. Es gibt Fotos von vielleicht 60-70 Steinen, darunter auch Steine, die wir noch gar nicht gesehen haben. Diese Fotos sollten ergänzend zu unseren veröffentlicht werden. Im Museum haben wir mit Jolanta über ein Camp im nächsten Jahr gesprochen unter Beteiligung von Jugendlichen der beiden Partnerstädte Schwerzenbach (CH) und Kolmorden (S). Wir könnten ähnliches mit unseren Partnerstädten überlegen.
09.08.
Wir räumen zunächst alle verbliebenen Vegetationsreste raus. Verschiedene Steine werden aufgerichtet und/oder repariert. In Reihe 3 gibt es einen roten Stein, der oben mit gelben und grünen Farbresten versehen ist. Beim Ausgraben eines Sockel, finden wir zwei Teile eines offensichtlich grösseren Grabsteins. Eine intensive Suche fördert knapp 10 Puzzleteile des Steins an die Oberfläche. Der Stein ist fast komplett, kann aber nur gelegt werden. Bei der Suche nach den Teilen finden wir eine weitere Grabplatte. Außerdem wird eine runde Scheibe und ein radähnlicher Stein gefunden. Wir könnten uns vorstellen, dass der radähnliche Stein Aufsatz auf einem Grabstein war. Die Reihen im Sektor A werden weiter durchnummeriert über den Weg hinaus. Vor dem „Engel“ gibt es eine weiteres Großgrab (wahrscheinlich vierstellig, aber ohne Stein). Das anschließende Feld bis zu der Verlängerung des Weges vom Eingangstor wird in der Grösse vermessen. Wir nennen den Bereich Sektor B. In diesem Bereich finden wir keine Struktur in der Lage der Gräber. Auch die Ausrichtung nach Osten oder Süden schwankt. Deshalb wird der gestern als falsch gesetzte Stein zunächst nicht geändert, weil es durchaus Steine in dieser zufälligen gefundenen Richtung gibt. Im bisher gar nicht bearbeiteten Feld anschliessend gibt es drei Steine mit Todesjahr 1787. Auf einem Stein hat irgendjemand nur die hebräische Jahreszahl schwarz nachgemalt. Der Mann mit der Motorsäge kommt heute nicht, dafür aber die Frau von der Stadtverwaltung. Sie lässt sich zeigen, was noch gesägt werden muss und verspricht, dass in der nächsten Woche alles nachgeholt wird. Wir haben die Wege mit Holzblöcken gekennzeichnet. Da ist die Meinung, dass das für die Eröffnung gut ist, man aber davon ausgeht, dass die Blöcke als Feuerholz abgeholt werden. Deshalb möchte man diese Stämme für die Heizung eines Kindergartens nutzen.
Heute gibt es wieder Besucher, die zum Teil aufgrund der Fernsehsendung kommen. Ein Mann erklärt, er kenne den Friedhof seit 50 Jahren. Durch Nachfragen ergibt sich, dass er in 50 Jahren vielleicht zwei Mal auf dem Friedhof war und im Grunde nur vage Auskunft geben kann. Er behauptet, dass die Zerstörungen an den Steinen nur durch herabfallende Bäume geschehen sein. Das kann nach unseren Beobachtungen nicht stimmen, weil Bäume keine Teile wegtragen können. Eine ältere Dame erzählt, dass sich ihre Gebete endlich erfüllt hätten. Wir wären von Gott geschickt. Sie arbeitet dann auch bis zur Mittagspause mit. Sie wusste von einer Familie Funkelstein aus Aizpute, deren Nachfahren heute in Israel leben.
10.08.
Heute schwere Einschränkungen durch Gewitter und heftige Regenschauer. Zum Glück haben wir gestern schon angefangen aufzuräumen. Die angefangenen Wege werden noch fertig gemacht, obwohl der Regen mit dem Waldboden einen wunderbaren Schlamm ergibt. In der Zufahrt bleiben beide Wagen stecken und müssen rausgeschoben werden. Für die Ausfahrt legen wir Holz in die Spurrillen. Die letzten Steine im Sektor A werden dokumentiert. Ein Stein zerbricht beim Aufrichten. Leider war auf der Unterseite keine Schrift. Zu dem radähnlichen Stein wird noch ein Aufsatz gefunden. Beide Teile haben keine Schrift. In dem noch nicht bearbeiteten Teil gibt es einen Stein der als Jahr scheinbar 1675 (hlt) angibt. Das wäre noch einmal 100 Jahre mehr als bisher bekannt. Evelyn Waldstein meint, dass anstelle des Taws ein Resch steht. Das würde bedeuten, dass der Friedhof noch zweihundert Jahre älter ist, was aber sehr unwahrscheinlich ist. Eitan vom Mueseum in Riga sagt leider nur 1875. Das würde aber bedeuten, dass der letzte Buchstabe von schanat (=Jahr) fehlt und das kommt sonst nicht vor.
Bei der Eröffnung des Friedhofs stellt sich heraus, dass Fundamentreste größer als Gräber ganz links auf dem Friedhof (dem bisher unbearbeiteten Teil) gefunden wurden. Das könnte das Haus sein, in dem die Toten vorbereitet wurden. Zur Eröffnung (auf dem Friedhof und der anschliessenden Feier in der alten Synagoge) kommen zahlreiche Aizputer und die jüdische Gemeinde aus Riga mit 25 Personen. Leider ist der Friedhof kaum begehbar.
11.08
Reisetag
Klaus-Peter Rex
Jessica Berkes
Patrick Bongardt
Inga Dzerve (LV)
Anika Göttsche
Hendrik Göttsche
Svenja Gollin
Oliver Jonen
Reimund Jonen
Kristaps Kaktins (LV)
Jelena Okunneck
Stefan Rainer
Liene Seglina (LV)
Ilona Sirvinska (LV)
Krisjanis Sneiders (LV)
Nils Weber
Anete Zilite (LV)